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Ehrliche Konzepte gegen Langzeitarbeitslosigkeit

In der Problemanalyse ist man sich einig: 50.000 Langzeitarbeitslose über 50 sind zu viel. So viel ist klar. Sobald es allerdings um die richtigen Maßnahmen geht, scheiden sich die Geister massiv.

Die alte SPÖ/ÖVP-Regierung hatte ein schnelles Rezept parat: die Aktion 20.000. Mit 778 Mio EUR sollten 20.000 Arbeitsplätze bei Gemeinden finanziert werden. So wären 40% der Betroffenen nicht mehr arbeitslos gewesen, lautete die Argumentation. Wie allerdings zu den 75.000 Gemeindebediensteten weitere 20.000 Personen sinnvoll mit Arbeit ausgelastet werden können, blieb unbeantwortet. Ebenso steht die Frage offen, was mit den 20.000 Personen nach Ende der zweijährigen Aktion geschehen sollte. Denn in den ersten Arbeitsmarkt, also in einen echten Job bei einem Unternehmen, kommt man nicht durch künstliche Beschäftigung bei der Gemeinde. Vielmehr killt die Aktion 20.000 echte Jobs, weil den auf Steuerkosten beschäftigen Personen ja Arbeit gegeben werden muss, die bisher jemand anders erledigt hat. Z.B. können bisher extern vergebene Grünarbeiten jetzt von den zusätzlichen Kräften der Aktion 20.000 erbracht werden. So tauscht die Aktion 20.000 einen steuerzahlenden gegen einen steuerfinanzierten Job aus.

Zeitlich parallel zur Einführung der Aktion 20.000 sind Qualifizierungsprojekte zurückgefahren worden. Das belegt eindrücklich: Um eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt ist es dem damaligen Sozialminister nie gegangen. Er wollte ausschließlich die Statistik schönen.

Derzeit finden wir auf dem österreichischen Arbeitsmarkt eine Rekordzahl an offenen Stellen[1], die Ende September 2017 um rund 35% höher lag als Ende 2016[2]. Wie die konkreten Zahlen belegen, gehen die offenen Stellen in jenen Bezirken, die als Pilot-Bezirke für die Aktion 20.000 gestartet haben, langsamer zurück als im übrigen Österreich. Die Aktion 20.000 entzieht dem Arbeitsmarkt nämlich Arbeitskräfte. Dazu sei erwähnt, dass die offenen Stellen zu mehr als 1/3 nur Pflichtschulabschluss voraussetzen[3], also durchaus für die Gruppe der Langzeitarbeitslosen Ü50 mit oft niedriger Qualifikation in Frage kommen.

Warum finden aber speziell ältere Arbeitnehmer dennoch schwer neue Stellen? Zum ersten macht die ausgeprägte Senioritätslogik in Österreich[4] die älteren Arbeitnehmer unverhältnismäßig teuer. Wer mit 51 Jahren eine Stelle sucht, steht im Mitbewerb mit 28- und 30-jährigen, die um viel weniger Geld dieselbe Arbeit zu erledigen bereit sind[5]. Hier sind die KV-Partner dringend gefordert, die Kollektivverträge zeitgemäßer zu gestalten. Man geht heute im Wesentlichen davon aus, dass nach 8 Jahren in einer Tätigkeit kein relevanter Erfahrungszuwachs die Leistung weiter erhöht. Die Gehaltskurven müssen also flacher gestaltet werden[6]. Bis dahin kann das AMS mit Eingliederungsbeihilfen und Kombilöhnen dazu beitragen, den Preis der Arbeitsleistung älterer Arbeitnehmer zu drücken.

Außerdem spricht zwar jeder vom lebenslangen Lernen – aber wer tut es? Wann haben Sie ihre letzte Prüfung absolviert? Wann haben Sie zuletzt mit einem Kursbesuch frisches arbeitsmarktrelevantes Wissen erworben? Wer Anfang 50 seine Stelle verliert, muss darauf vorbereitet sein, dass er aktuelles Wissen braucht. Und das ist vor allem eine Frage der eigenen Verantwortung. In Qualifizierung sieht auch AMS-Chef Johannes Kopf mehr Wert für den Arbeitsmarkt als in der Aktion 20.000[7]. Dieselbe Stoßrichtung hat auch der NEOS-Vorschlag eines Bildungskontos für jeden[8]. Mit dem Geld, das heute in wirkungslose Beschäftigungsprogramme fließt (z.B. geblockte Altersteilzeit, Bildungskarenz), ließe sich ein solches Programm, das auf individuelle Aus- und Weiterbildung setzt, sofort starten.

Die Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit ist eine wichtige Aufgabe. Doch was über sich über Jahrzehnte langsam eingeschlichen hat, bekommt man nicht mit einem Federstrich weg. Man kann mit teuren und populistischen Schritten wie der Aktion 20.000 schnelle Effekte erzielen, die allerdings in zwei Jahren verpufft sind. Die ehrlichen Konzepte setzen früher an und greifen daher erst in einigen Jahren – dafür sind sie nachhaltig und helfen für lange Zeit. Setzen wir auf die ehrlichen Konzepte.

LBL in Österreich (1)

[1] https://www.agenda-austria.at/arbeitslos-trotz-hochkonjunktur/

[2] Im Zeitpunkt der Erstellung des Blogs letzte verfügbare Daten 3. Quartal 2017: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/arbeitsmarkt/offene_stellen/040608.html

[3] http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/arbeitsmarkt/offene_stellen/index.html

[4] https://www.agenda-austria.at/flachere-lohnkurve-statt-teures-job-programm/

[5] https://diepresse.com/home/meinung/kommentare/leitartikel/5350723/Leitartikel_Lohnkurve-steil-Lernkurve-flach_Deshalb-finden

[6] https://diepresse.com/home/meinung/kommentare/leitartikel/4699426/Die-Arbeitslosigkeit-beginnt-nicht-beim-AMS-sondern-in-der-Schule

[7] https://kurier.at/wirtschaft/ams-chef-kopf-mehr-schulungen-statt-job-foerderprogramme/300.483.033

[8] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20140604_OTS0185/neos-fordern-rasche-umsetzung-des-bildungskontos

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