Was EZB-Chefin Lagarde für Ihr Geld plant
Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, ist ein Profi. Bevor Sie mit Angela Merkels Hilfe an die Spitze der Europäischen Zentralbank gehievt wurde, war sie nicht nur französische Finanzministerin, sondern auch Chefin des Internationalen Währungsfonds IMF [1]. In ihrer Zeit beim IMF hat Lagarde mehrere Initiativen gestartet, die ein Bild davon zeichnen, was sie in ihrer Funktion als EZB-Chefin heute plant.
Derzeit ist der digitale Euro in Vorbereitung [2]. Aber schon viel früher, nämlich in ihrer Rede anlässlich des Singapore Fintech Festivals im Jahr 2018 blickte Lagarde voraus in die Zeiten einer digitalen Währung. Weil eine solche von der jeweiligen Zentralbank herausgegeben wird, könne dann ohnehin jeder Bürger sein digitales Geld dort halten und brauche sohin keine Bank mehr: „… then why hold a bank account at all?“[3], fragte Lagarde damals in ihrer Rede.
Wie praktisch, keine Bank mehr! In Lagardes Vorstellung braucht es dann nur noch eine Bank, die Zentralbank. Und dort hat jeder sein Konto, auf dem das gesamte liquide Vermögen liegt und über das jede finanzielle Transaktion abläuft. Vor einer solchen staatlichen Zentralbank unterliegen alle Bürger staatlich verordneter Transparenz. Das soll dann, so die offizielle Begründung, der Geldwäschebekämpfung [4] dienen. Um dieses hehre Ziel zu erreichen, opfern die braven Bürger, die nichts zu verbergen haben, doch gerne dem Staat ihre Privatsphäre ebenso wie die marktwirtschaftliche Möglichkeit, sich ihren Finanzdienstleister auszusuchen. Denn Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum will Lagarde auch unbedingt „reguliert“ sehen [5].
Wenn Sie meinen, Sie könnten sich vor dieser Bedrohung durch Bargeld schützen, schauen Sie genauer hin. Denn Christine Lagarde hat Ihren Gedanken vorausgeahnt und – ebenfalls schon als IMF-Chefin – eine Studie erarbeiten lassen, wie man denn das Bargeld abschaffen könnte [6]. Die Studienautoren legen das schön dar und entdecken einen tollen Vorteil in der Bargeldabschaffung: Eine rein digital arbeitende Zentralbank ohne Bargeld kann wunderbar Negativzinsen [7] verrechnen: „In a cashless world, there would be no lower bound on interest rates. A central bank could reduce the policy rate from, say, 2 percent to minus 4 percent to counter a severe recession.“ Die Studie geht Übrigens auch darauf ein, wie Bargeld einem Negativzins unterworfen werden könnte.
Das ist also der Lagarde-Plan: Ein digitaler Euro, ein Ende des Bargeldes, alle Konten zentralisiert bei der EZB – und dann Negativzinsen für alle, um die Wirtschaft „anzukurbeln“.
Im Finanzausschuss des österreichischen Nationalrates habe ich den Gouverneur der OeNB, Robert Holzmann, zum geschilderten Szenario befragt. Der beschwichtigte. So werde es natürlich nicht kommen, meinte er [8]. Zwar wäre das alles theoretisch möglich, wie ich es ausgeführt hätte, aber es werde dann schon Abgeordnete im Europäischen Parlament und in den nationalen Parlamenten geben, die das Verhindern würden, sodass es weiterhin Bargeld geben werde, erklärte Holzmann.
Ich hätte mir eine deutlichere Ansage gewünscht, dass meine Bedenken unberechtigt seien. Weil sie das nicht sind, müssen wir also weiterhin sehr wachsam sein. Christine Lagarde ist eine Gefahr für unsere Freiheiten.
Quellen:
[1] https://www.imf.org/en/Home
[2] https://www.faz.net/aktuell/finanzen/ezb-praesidentin-lagarde-kuendigt-digitalen-euro-in-fuenf-jahren-an-17144352.html
[3] https://www.imf.org/en/News/Articles/2018/11/13/sp111418-winds-of-change-the-case-for-new-digital-currency
[4] https://www.coindesk.com/ecbs-lagarde-has-hunch-digital-euro-will-launch-in-2-4-years, https://www.thenationalnews.com/business/banking/ecb-s-christine-lagarde-sounds-alarm-over-use-of-cryptos-for-money-laundering-1.1218514
[5] https://decrypt.co/63558/digital-euro-plans-launch-ecb-president-lagarde, https://www.reuters.com/article/us-crypto-currency-ecb-idUSKBN29I1B1
[6] https://blogs.imf.org/2019/02/05/cashing-in-how-to-make-negative-interest-rates-work/
[7] https://mishtalk.com/economics/lagarde-praises-negative-rates-study-shows-they-reduce-lending
[8] https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2021/PK0765/index.shtml
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