Der Arzt als Klassenfeind: Wahlärzte abschaffen?
SPÖ-Gesundheitssprecher Erwin Spindelberger fragt sich, „ob man Wahlärzte überhaupt braucht„. Er würde das Wahlarztsystem abschaffen. Doch damit brächte er das österreichische Gesundheitssystem zum Erliegen.
Seit 1995 ist die österreichische Bevölkerung um 7,5% gewachsen. In dieser Zeit haben die Krankenkassen die Anzahl der Kassenarztstellen um 16% reduziert (von 9.979 auf 8.415). Eine logische Folge davon ist die Tatsache, dass Patienten immer länger auf Termine bei Kassenärzten warten müssen. So sind für Kassenpatienten vier Monate Wartezeit für einen Termin beim Augen- oder Hautarzt keine Seltenheit.
Privatpatienten entlasten das Kassensystem
Wer es sich leisten kann, greift tief in die Tasche, um schneller an die Reihe zu kommen: Eine private Krankenversicherung oder die Direktzahlung der Privatarztrechnung kosten Geld – zusätzlich zu den gesetzlichen Versicherungsbeiträgen.
Was die Feinde der Wahlärzte übersehen: Jeder Patient, der zum Wahlarzt geht, entlastet das Kassensystem, weil einer weniger im Wartezimmer des Kassenarztes sitzt.
Mit dem Geld mehr Kassenstellen?
Solchen Privatpatienten ersetzt die Krankenkasse 80% dessen, was der Kassenarzt für dieselbe Leistung bekommen hätte. Die Kasse erspart sich also 20% Kosten bei vollen Beitragseinnahmen. Diese Erstattung würde der SPÖ-Gesundheitssprecher streichen und damit „mehr Kassenstellen schaffen“. Mathematik scheint Spindelbergers Stärke nicht zu sein, denn das Kassensystem mit seinen derzeit 8.415 Ärzten müsste dann nicht nur zusätzliche Leistungen erbringen, die jetzt 8.900 Wahlärzte erbringen, sondern auch die Ärzte angemessen für ihre Kassenleistungen vergüten. Dafür reicht aber das Geld nicht.
19 Krankenversicherungsträger im Hauptverband, 16 Krankenfürsorgeanstalten von Ländern und Gemeinden, Mehrfachstrukturen in der IT, Versorgungsposten für Kammerfunktionäre dürfen kosten, was sie wollen. Aber bei den Patienten möchte der SPÖ Gesundheitssprecher gerne sparen.
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